- Vermittler, Begleiter, Verführer

Existenzfrage

Natürlich stellt sich die Frage nach der Existenz von Engeln, auch wenn vor allem die Erfahrungen, die Menschen in der Begegnung mit Engeln machen, ernst genommen werden und verglichen werden sollen.

Engel sind unsichtbar. Wer mit einem wissenschaftlichen Ansatz nach Engel-Fossilien oder anderen „Beweisen“ ihrer Existenz sucht, findet wohl keine Hinweise. Auf diese Weise wird kaum über die Existenz der Engel entschieden werden können. Die Religion geht von Sichtbarem und Unsichtbarem aus. Die Wissenschaft hält es ebenso. Sie geht beispielsweise von Atomen und Elektronen aus, ohne sie je gesehen zu haben. Modelle sind Vorstellungen, die Erklärungen ermöglichen. Vielleicht wäre das ein erster Zugang zu Engeln: Engel als Denkmodelle, mit denen sich plötzliche Eingebungen oder Zustände des Glücks oder tiefen Wissens oder Vorahnungen vor Gefahren erklären liessen.

Hier soll aber nicht über die Existenz der Engel entschieden werden. Zuallererst sollen die Berichte von Begegnungen mit Engeln als gemachte Erfahrungen ernst genommen werden.

Ausserdem wird oft beobachtet, dass eine Art Eingeständnis an Existenzen neben Menschen, Tieren und Pflanzen, und die Annahme, dass überhaupt eine Wirklichkeit neben der menschlich-alltäglichen möglich ist, die eigene Offenheit und Neugier fördern kann. In diesem Sinne kann dieser Kurs vielleicht auch als vorweihnachtliche Übung verstanden werden: indem wir uns eingestehen, dass es nebst demjenigen, was uns gerade am nächsten ist, auch anderes, Unbekanntes und Fremdes gibt, schliessen wir uns für dieses Neue auf und öffnen uns der Welt.

Wenn sich auf dieser Seite Abschnitte über die Natur der Engel finden, so geschieht das beabsichtigt.
Die Lehre der Kirchenväter hat von Aussagen über die Natur der Engel abgesehen. Später galt es sogar als unmöglich, das Wesen der Engel zu erkennen. Die kirchliche Theologie befasste sich vor allem mit deren Ämtern, also mit Aufgaben und Funktionen der Engel, nicht mit ihrer Natur oder ihrem Wesen.

Die Sammlung dieser Seiten hingegen berücksichtigt auch Berichte und Untersuchungen über das Wesen der Engel. Wenn nämlich ein Beitrag zur Aufgabe, das Verhältnis von Rationalität und Religion zu klären, erbracht werden soll, darf gerade jener Bereich nicht ausgelassen werden, wo „geforscht“ und „untersucht“ wird. Eine Grenze des Erkennens und Denkens darf nicht vor einer überlieferten Grenze zum Jenseitigen oder Metaphysischen stehen bleiben, sonst wäre weder Kritik noch eine Art Verifizierung möglich.

Wahrscheinlich wird ja weniger die Grenze der Erkenntnis erreicht, sondern die Grenze des Alltäglichen. Mit Rücksicht auf die Berichte, die Menschen aus der Begegnung mit Engeln machen, könnte vielmehr von einer Grenze kollektiver Erfahrung und Wahrnehmung gesprochen werden.